Paradigmenwechsel

Paradigmenwechsel in der (Bau-)Wirtschaft

Stoff-ge-brauchender flächengestaltender Mehrwegbau
statt
Stoff-ver-brauchender flächenmehrender Einwegbau

 

Problem – Lösung – Prototyp

Die Menschen werden nur in einer Zukunft überlebt haben, in der es gelungen ist, die Güterversorgung aus nur noch nachwachsenden Rohstoffen und die Energieversorgung aus regenerativen Energiequellen sicherzustellen. Das erfordert, dass die Stoffverbrauchsraten für die Güterversorgung an den Wachstumsrhythmus nachwachsender Stoffe angepasst werden müsste. Diese Anpassung gelingt nur dann, wenn die Stoffpotenziale durch geeignete Produktkonzepte extensivst ausgeschöpft werden, also durch ein Stoffrecycling, durch das ein Grossteil der aus den verbrauchten Produkten rückgewonnen Stoffe in die Güterproduktion erneut eingeleitet wird. Auf diese Weise wird das Stoffleben gegenüber dem Produktleben verlängert – die Stoffe leben sozusagen weiter in wechselnden Produktversionen. Da nun aber das klassische Stoffrecycling auch wieder Energie (und Stoffe für erforderliche Anlagen) verbraucht, ist davon auszugehen, dass der Saldo aus eingesetzten und rückgewonnenen Stoff- und Energieressourcen bei weitem nicht ausreichen wird. Die beiden Quellen aus nachwachsenden und klassisch recycelten Rohstoffen werden weder zeitlich noch sachlich die Versorgung der heutigen Gütervielfalt sicherstellen können, zumal noch für eine wachsende Bevölkerung in wachsendem Wohlstand und (!) dann auch noch rechtzeitig. Eine Lösung wäre das Modularrecycling, durch das die Stoffe nicht klassisch in ihren stofflichen Ausgangsstatus zurückgeführt würden, sondern die Produkte modularintelligent so konzipiert werden, so dass sie nur in ihre Fertigungskomponenten zurückgeführt werden müssten. Der in Dortmund entwickelte Prototyp eines gewerkekompletten Innenausbaus für Büroflächen zeigt, dass modulartechnisch-wandlungsflexible Produkte nicht auf Kosten der Produktvielfalt gehen müssen und sogar trotz einer höheren stofflichen und funktionalen Qualität preiswerter hergestellt werden können als im konventionellen Bürobau üblich.

Das Dortmunder Modell zeigt aber auch, wie sehr es im Feuer eines Paradigmenwechsels steckt und mit welcher Macht der Proporz etablierter Protagonisten die materiellen, institutionellen und mentalen Besitzstände zu bewahren suchen. Je länger es jedoch dauert, die Stoffeinbahnstraße (Einwegbau) in eine Stoffkreislaufstraße (Mehrwegbau) zu überführen, desto abrupter werden sich die Verhältnisse entwickeln – wenn überhaupt noch die liberalen Systeme des Wirtschaftens intakt genug bleiben.

Problem

Lösung

Prototyp

Problem

Aus den Ausgangsbedingungen einst unerschöpflich scheinender Stoffressourcen ist die weltweite Güterproduktion historisch zu einer Einwegstraße der Rohstoffe geworden. Die Produkte sind fertigungstechnisch so konzipiert, dass Rohstoffe darin nur einmal verbaut werden (Einwegbau). Ziel allein ist, die Stoffe mit immer effizienteren und schnelleren Fertigungsverfahren in umsatzfähige Produkte zu überführen. Das auf lange Bindungsfristen angelegte Real- und Human-Kapital steht ganz im Paradigma dieses stofflichen Einwegbaus. Die einzelnen Fertigungsfasen vom Endprodukt zurück über Weiterverarbeiter bis hin zur Abbaubranche sind im Geiste dieses Paradigmas streng komplementär miteinander verkettet in einem dichten Kontinuum. Auf diese Weise bekommt die Wirtschaft die Wirkung eines gigantische System eines immer schnelleren Abbau- und Durchschleusungsprozesses von Roh- und Energiestoffen bis letztlich hin zu den Müllhalden. Selbst die Interimsphase der Stoffe im Status der Produktnutzung scheint schnell überbrückt werden zu sollen (geplante Obsoleszenz), da die Umsatz- und Beschäftigungszahlen in einer gewissen Kontinuität zu halten sind, um die komplexe Gleichgewichtsdynamik des Systems nicht zu gravierend zu stören. Auf Dauer werden die Protagonisten der Einwegwirtschaft eine intakte Gleichgewichtsdynamik nicht erhalten können. Der Versuch, dies mit externen Eingriffen erreichen zu wollen, wird letztlich nur dazu führen, dass der Zusammenbruch des der Wirtschaft inhärenten Finanzsystem um so spektakulärer und irreparabler sein wird. Das zeigt sich bereits in beängstigendem Ausmaß in der durch die Immobilienkrise ausgelösten weltweiten Finanzkrise, die allein darauf zurückgeht, dass die Bauwirtschaft es nicht geschafft hat, rechtzeitig die Aktivitäten vom Neubau (Einwegbau) in den Bestandsbau Mehrwegbau) umzusteuern (siehe auch Allgewerke-Idee).
Die Produkte möglichst lange zu nutzen oder die im verbrauchten Produkt evident und latent enthaltenen nicht ausgenutzten Stoffressourcen weiter auszuschöpfen, ist als ökonomische Zielsetzung im herkömmlichen Paradigma des Einwegbaus nicht enthalten. Hierzu bedürfte es einer Wirtschaft, die nicht als Einweg- sondern als Mehrwegwirtschaft angelegt wäre, in der die der Wirtschaft inhärenten ökonomischen Zwänge (Umsatz, Auslastung) nicht auf einen möglichst schnellen Verbrauch der Stoffe, sondern auf ihre möglichst lange Erhaltung (in wechselnden Produkten) fokussiert wäre. Worin ein solcher Paradigmenwechsel substanziell bestehen und wie er sich marktwirtschaftlich organisieren könnte, wird in den Abschnitten „Lösung“ und „Prototyp“ weiter thematisiert.

Fehlendes Bewusstsein endlicher Stoffbestände in 200 Jahren Wirtschaftsgeschichte
Mit der Einführung liberalisierter Wirtschaftformen vor etwa 240 Jahren begann das Zeitalter des modernen Wirtschaftens. Zu dieser Zeit gab es weder Kenntnis noch Bewusstsein von der Endlichkeit der Rohstoffe. Als dann der Club of Rom vor knapp 40 Jahren die Weltöffentlichkeit mit den Ergebnissen einer Studie aufschreckte, dass es „Grenzen des Wachstums“ in der Verfügbarkeit der Stoffe und der Belastung der Umwelt gibt , begann eine Umdenke, die allerdings in der Wirtschaft selbst, in der Politik und in den Medien erst innerhalb der letzten 2 Jahrzehnte richtig spürbar angekommen ist. Spürbare Wirkungen zeigen sich bei der Klimafrage und bei der Energietechnik – beim Problem der Rohstoffknappheit allerdings erst in allerjüngster Zeit, ausgelöst durch höchst außergewöhnliche Preissteigerungen.

Explosion der Rohstoffe (zu Müll) in der letzten von 10.800 Sek Menschheitsgeschichte
Unter den Ausgangsbedingungen unendlich verfügbar scheinender Stoffreserven wurde neben dem Bevölkerungswachstum (von 1 auf heute 6 Mrd) ein Wachstumsprozess von Gütern ausgelöst, bei dem es nur darauf anzukommen schien, die natürlichen Stoff- und Energieressourcen so schnell es nur geht zu den Deponien durchzuschleusen. Würde man die menschliche Entwicklungsgeschichte in einen Zeitraffer auf 3 Stunden (=10.800 sec) zusammenschieben, so würde man 10.799 Sekunden keine sichtbare Veränderung auf der Erde wahrnehmen können, die durch Menschen verursacht wäre – erst in der letzten Sekunde würde eine gewaltige Explosion zu sehen sein, in der die gesamten natürlichen Lagerstätten der Stoff- und Energieressourcen mit einem Schlag in Mülldeponien verwandelt werden – die zwischenzeitliche Nutzung der Stoffe in irgendwelchen Produkten würde in dieser zeitgeschichtlichen Sekunde gar nicht wahrzunehmen sein.

Paradigma der Stoff-Einbahnstraße betonfest verankert in Köpfen und Anlagen
Die Fertigungsstrukturen sind ( aus den einstigen Ausgangsbedingungen unerschöpflich scheinender Ressourcen) historisch so gewachsen, dass mit dem Ende des Produktlebens auch das Leben der im Produkt enthaltenen Stoffe zuende geht. Bei Nahrungsgütern ist das nachvollziehbar, weil sie vollständig in organische Stoffwechselprozesse eingehen, ebenso bei den fossilen Energiestoffen, weil sie in eine nur einmal nutzbare Energie übergehen. Bei allen Rohstoffen sind die Stoffsubstanzen am Ende des Produktlebens zum größten Teil noch erhalten. Allerdings sind sie in der stofflichen Einbahnstraße nicht oder nur schwer lösbare Verbindungen eingegangen. Darauf sind die Produktionstechniken eingestellt, die Berufsbilder, die Unternehmen, die Branchen, die gesamte Fertigungs- und Wertschöpfungskette vom Abbau über Weiterverarbeiter bis hin zu den Endverbrauchsmärkten. Darauf sind auch die Investitionen mit langen Kapitalbindungszeiten, die Lehrprogramme fachspezifischer Bildungsinstitute, die Denkmuster in den Köpfen der Produzenten und auch der Konsumenten eingestellt. Das Paradigma des stoffverbrauchenden Einwegbaus ist betonfest verankert in allen heutigen Volkswirtschaften weltweit, in deren über viele Unternehmergenerationen gewachsene mentalen, materiellen und institutionelle Besitzständen.

Die rasenden Abbaugeschwindigkeiten der Stoffe steigen noch weiter an
Die erdgeschichtliche Sekunde der Stoffexplosion ist nicht zuende. Wir stehen mittendrin, ohne zu sehen, wo genau wir stehen. Das beruhigt die Beschwichtiger, Weggucker, Besitzständler und ängstigt die Besorgten umso mehr. Wir bekommen von den Experten vorgerechnet, wie viel Roh- und Energiestoffe weltweit noch vorhanden sind. Aus den jährlichen Abbauraten lassen sich die Restlebenszeiten der verschiedenen Stoffe ermitteln. Und die Abbauraten steigen in jüngster Zeit nochmals exorbitant an, weil u.a. die bevölkerungsstärksten einst Dritte-Welt-Nationen sich anschicken, die einst Erste-Welt-Nationen im Stoffverbrauch noch zu überholen. Die Welt-Bevölkerung soll innerhalb der nächsten 40 Jahre nochmals um die Hälfte auf dann 9 Mrd ansteigen. Als vom Club of Rom das Signal kam, galt für lange Zeit noch die Formel, dass ein Fünftel der Menschen nur vier Fünftel der Stoffe verbrauchen.

Paradigmenwechsel vom Einweg- zum Mehrwegbau.
Es gibt nur diese Lösung und keine weitere Zeit mehr

Sind alle Rohstoffvorkommen aus der Erdkruste abgebaut, so gäbe es als einzig mögliche Alternative nur den Weg, die Rohstoffe aus den verbrauchten Produkten wieder zurück zu gewinnen, um ihn nach entsprechender Aufbereitung in den Stoff- und Güterstrom wieder einzuleiten. Im Stoffrecycling haben wir dann nicht mehr die Einbahnstraße von der Abbaustätte zur Mülldeponie, sondern einen Kreisverkehr der Stoffe. Die Wertschöpfungskette wäre ein mehr oder weniger geschlossener Stoffkreislauf, aus dem dann nur noch ein unvermeidlicher Schwund zu ersetzen oder aufzugeben wäre. Das wäre dann nicht mehr das Paradigma des menschbedrohenden stoffverbrauchenden Einwegbaus, sondern das eines zukunftsfähigen stoffgebrauchenden Mehrwegbaus.

Das reine Stoffrecycling spart Stoffressourcen, braucht aber noch zu viel Energieressourcen
Beim Stoffrecycling werden zwar Stoffe eingespart – es müssen aber Energiestoffe auch wieder eingesetzt werden für den Transport und für den Betrieb der Anlagen (und deren Herstellung wiederum). Im Stoffrecycling sollen durch sehr anlagen- und energieaufwendige mechanische, chemische und biologische Verfahren die Stoffe in ihre elementaren Stoffsubstanzen zerlegt werden, um sie ganz am Anfang der Stoffstraße wieder auf den Weg zu bringen.
Dabei ist heute die Selektionseffizienz noch so gering, dass vorerst noch im Stoffkreislauf eine Wanderung von höherwertigen Produktebenen in geringerwertige Produktebenen stattfindet. (z.B. Gebäudehülle wird zur Packlage für Pflasterflächen). Je mehr Stoffe für die Verwertung in höherwertigen Produktebenen zurück gewonnen werden sollen, desto höher ist dafür der stoffliche und vor allem energetische Aufwand. Solange jedoch für den Transport, die Trennung und Wiederaufbereitung der Stoffe genauso viel oder sogar mehr Rohstoffe (und Umweltbelastungen) aufgewendet werden müssen, solange wird ein reines Stoffrecycling keinen Lösungsbeitrag zum Stoffproblem leisten können.

Ein Fazit der Ausweglosigkeit?
Auch wenn die Recycelbranche heute noch nicht die Wirkungen entfalten kann, die zu einer sofortigen signifikanten Verbesserung des Stoffproblems beitragen kann, so ist sie doch als Pionierbranche unverzichtbar, weil über sie eine zukünftige Wirtschaft überhaupt erst möglich würde. Die Selektionseffizienz ist in erster Linie eine Frage der Trennungswiderstände im Produkt selbst. Die gewählten festen Verbindungstechniken in der Herstellungskette der Produkte stehen ganz im Geist des Paradigmas des Einwegbaus. Darauf sind die Verfahren, die maschinellen Betriebsanlagen, die Köpfe, die DIN-Normen und auch die komplementären Vernetzungen der Betriebe/Märkte perfekt abgestimmt. Wollte man in den Fertigungswegen die Stoffverbindungstechniken von vornherein so einstellen, dass dadurch eine spätere Stofftrennung erleichtert würde, so müsste man sich fragen, wie sich so etwas im Markt organisieren können sollte. Die Unternehmen wollen/müssen in erster Linie verkaufen, Umsatz machen. Das Produkt dient dabei als Vehikel. Was er primär verkauft, sind Stoffe in der Hülle von marktgewollten Produkten. Sie sind festintegrierte Akteure einer Stoffstraße, die bei den Abbaubetrieben beginnt und beim Endverbraucher endet.

Lösung

Die Lösung des Stoffproblems ist das Modularrecycling – dazu gibt es keine Alternative und auch überhaupt keine Zeit mehr eines noch längeren Nachdenkens. Allerdings fällt ein Nachdenken über ein Modularrecycling aus den Denk- und Wertansätzen, die ganz noch dem Paradigma einer Stoffeinbahnstraße verhaftet ist, die über Jahrhunderte in den technischen Anlagen und Köpfen historisch so angelegt ist, nicht leicht. Um die Wirtschaft wieder in einen Einklang mit den essenziell veränderten ökologischen Rahmenbedingungen zu bringen, bedarf es eines Paradigmenwechsels, der dort ansetzt, wo das traditionelle Paradigma besonders fest verankert ist. Das sind in der Produktionstechnik die festen Verbindungstechniken, die im Rahmen einer neuen modulartechnischen Produktkonzeption durch lösbare(re) Verbindungstechniken ersetzt werden müssen, und das ist auch der falsche Wertansatz im Paradigma des Einwegbaus, dass Neuprodukte (nur) durch Neustoffe definiert sind.

Das Modularrecycling erzeugt neue Produktleben in ein und demselben Stoffleben
Beim Modularrecycling entfällt der energieaufwendige Trennungsprozess fester Stoffverbindungen, weil das von vornherein modulartechnisch konzipierte Produkt eine zerstörungsfrei lösbare Verbindungstechnik vorsieht. Im Modularrecycling bleibt das Stoffvolumen nahezu 1:1 erhalten. Es würde nicht am Ende des Produktlebens auf dem Müll landen, und es müsste deshalb dann auch nicht ersetzt werden müssen durch irgendwo in der Welt abgebaute knappe Ressourcen, und es würde dann auch nicht um die halbe Welt energieaufwendig und umweltbelastend transportiert werden müssen. Und wenn das Modul ein zweites, ein drittes, ein x-tes mal in die Produktion wieder eingehen würde (Mehrwegbau), so würde das auch zu einer x-fachen Vermeidung der im Einwegbau zwangsläufigen Vergeudung nicht ausgenutzter Stoff- und Energieressourcen (und CO2-Ausstoss) führen.

Das Modularrecycling bei den Mobilgütern in pionierhaften Ansätzen – es reicht nicht
Bei den mobilen Gütern ist das Modularrecycling in pionierhaften Ansätzen vorhanden. Man wird davon auszugehen haben, dass es sich weiter in den Mobilgüterbranchen ausbreiten wird, weil es der einzige Schutz gegen steigende Rohstoffpreise ist. Ebenso wird sich die Effizienz der Mülltrennung mit steigenden Rohstoffpreisen verbessern (Papier, Glas u.a.) Dass es zu Preissteigerungen kommen wird, die in kein Bild systemnormaler Preisbewegungen mehr passen werden, dafür dürften die primären Angebots- und Nachfragefaktoren bei den Rohstoffen ganz sicher sorgen. Allerdings wird realistisch in frage stehen, ob damit die rasenden Abbaugeschwindigkeiten und ergo zunehmende Knappheiten der Rohstoffe wirksam und vor allem rechtzeitig gestoppt oder mindestens eingedämmt werden können.

Die gegenwärtige Lage der Bauwirtschaft (oben) ist ökonomisch absurd und ökologisch „kriminell“ – in der Bewertung künftiger Generationen
Bei den immobilen Gütern haben wir bei den Gebäuden mit dem Aufkommen der strukturellen Mietermärkte zu unterscheiden zwischen der Gebäudehülle und dem Innenausbau. Die Verweildauer des Innenausbaus ist gegenüber der der Gebäudehülle in Mietermärkten wesentlich kürzer geworden. Die kleinräumigen Wechselquoten sind signifikant gestiegen, die Mietfristen sind kürzer geworden, die Vermieter geraten immer zahlreicher und häufiger in das Dilemma „Leerstand oder Umbau“. In Deutschland sollen inzwischen die wettbewerbsinduzierten Änderungsaufwendungen für Büroflächen in weniger als 10 Jahren bereits die Höhe der Herstellkosten erreicht haben. An den Erstausbau erinnern dann nur noch die Kredite, die dann noch 20 Jahre weiterlaufen. Bei jeder Änderung wird die Bürofläche partiell abgerissen (zu Müll) und mit Neubaustoffen (aus knappen Ressourcen) erneuert. Das ist ein (Änderungs-) Bauen, das ganz und gar dem Paradigma des Einwegbaus mit immer wieder neuen Stoffen verhaftet ist. Mit jeder Änderung findet partiell ein Neubau statt. Die gesamte Bauwirtschaft reagierte auf die historisch erstmals Anfang der 80-er Jahre aufgekommenen Mietermärkte in den westlichen Gesellschaften mit weiterem Neubau, der weit über den Ersatzbedarf hinausging und so für übermäßige Leerstände gesorgt hat, die schließlich zur Entwertung von teils noch hoch werthaltiger Gebäude und schließlich zur heutigen Immobilienkrise geführt hat. Die gegenwärtige Lage in der Immobilien- und Bauwirtschaft ist ökonomisch absurd – und ökologisch „kriminell“ in der Bewertung durch künftige Generationen. Die Bauwirtschaft ist aus den ökonomischen-, ökologischen- und sozialen Zielen der Gesellschaft soweit ausgedriftet – als wenn sie nur noch sich selbst bedienen würde. Die Bauwirtschaft und die Politik haben es nicht geschafft, zu dem Zeitpunkt, als der Flächenbedarf gedeckt war, die Bauaktivitäten vom flächenmehrenden auf das flächengestaltende Bauen umzusteuern

Eine machbare Lösung – es geht darum, anzufangen, nur darum
Im Betonbau und im 1-Fam-Hausbau ist das modulare Bauen schon recht verbreitet (Filigranwände/-Decken, an einem Tag aufgebaute 1-Fam-Häuser). Dieser Modularbau hat allerdings allein das Ziel der Kostensenkung im Auge und hat mit dem Modularrecycling nichts zu tun – im Gegenteil, die Stoffverarbeitung wird dadurch nur noch schneller gemacht. Bei der Gebäudehülle würde über absehbare Zeit auch kaum Chancen zu einem Modularrecycling gegeben sein (wenngleich denkbar). Dagegen bietet der Innenausbau, zumal bei Büroflächen, große Chancen zu einem Modularrecycling, das ebenso ökonomisch wie ökonomisch nur positive Zielwirkungen hätte. Ökonomisch ist das modularkonzipierte intelligente Büro die adäquate Strategie für die hochdynamischen Mietermärkte, die ein hohes Maß an räumlicher, technischer und optischer Wandlungsflexibilität einfordern. Und für das Knappheitsproblem bei den Roh- und Energiestoffen könnte man die Relevanz eines modularrecyclebaren Innenausbaus gar nicht hoch genug einschätzen. Schließlich geht es nicht in der Dimension um einen Hulahupring, sondern um einen Produktbereich, der über die halbe Gebäudewirtschaft im Fokus hat. Das würde natürlich nicht heißen können, dass über die Einführung des Modularrecycling mit einem Schlag der weltweite Innenausbau ökonomisch und ökologisch saniert werden könnte, der Paradigmenwechsel also gleich morgen gelungen sein würde. Das Modularrecycling ist unter den gegebenen gesellschaftlichen Prämissenheutigen eine machbare Lösung – es geht darum, anzufangen, nur darum. Ohnehin wird der Mensch in einer Zukunft nur überlebt haben, wenn es ihm gelungen ist, von einer Unternehmenskultur des Einwegbaus in die des Mehrwegbaus zu kommen.

Betriebsform und Produktkonzepte des Mehrwegbaus – in der gewohnter Bau-Denke kaum vorstellbar
Aus der gewohnten Bau-Denke fällt schwer, sich eine hohe Produktvielfalt in kreisenden Modulen eines Modularrecycling vorzustellen. Dafür sind auch psychologische Schwellen mitverantwortlich, da durchgreifende Veränderung (Paradigmenwechsel) immer auch die etablierten Strukturen in Gefahr bringen, zumal bei geringer Veränderungsfähigkeit (lange Bindungsfristen im Real- und Humankapital). Tatsächlich aber erlaubt die Modultechnik im Innenausbau eine sehr viel höhere Produktvielfalt, als es zu selben Kosten mit Mitteln des konventionellen Bürobaus (im Einwegbau) möglich wäre. Das Modularrecycling würde sich martkwirtschaftlich auch organisieren können – insbesondere mit dafür geeigneten (Allgewerke-) Betrieben, die allerdings aus gewohnter Bau-Denke sich vorzustellen, ebenso schwer fällt. Doch neue Produkt- und Betriebformen entwickeln sich im Markt immer dann, wenn mit ihnen besser verdient wird und wenn sich mit ihnen Wettbewerbsvorsprünge einstellen. Beides ist beim Allgewerkebetrieb und beim modularen Bürobau der Allgewerke signifikant gegeben, wie ihre Prototypen (in Dortmund) es gezeigt haben. Aber: Prototypen neuer Betriebsformen und neuer Produktkonzepte in der Bau- und Handwerkswirtschaft, die sich nicht in das Paradigma der gewohnten Bau-Denke einpassen, werden von den Standsorganisationen nicht angenommen und auf Grund des bestehenden Proporzes auch nicht von den Banken.

Vorteile und Prämissen des Modularrecycling beim Innenausbau – eine Aufzählung
Im folgenden zunächst eine Zusammenstellung der Vorteile und Prämissen des Bürobaus im Modularrecycling im Vergleich zum konventionellen Bürobau.

Die ökonomischen Vorteile

  • Besseres Preis-Leistungsverhältnis – mehr Qualität zu konventionellen Kosten
  • Änderungskosten etwa bei 20-30% von vergleichbar konventionellen Kosten
  • Höhere stoffliche Qualität (Edelholzfurniere statt Kunststoff)
  • Im Qualitätswettbewerb der Mietermärkte überlegen
  • Zerstörungsfrei wandlungsflexibel im Grundriss
  • Zerstörungsfrei wandlungsflexibel in der Technikausstattung
  • Zerstörungsfrei wandlungsflexibel im Ambiente
  • Bauzeit für Einbau 20-30 % von konventioneller Bauzeit
  • Bauzeit für Änderungen 10-20 % von konventioneller Bauzeit
  • Geringe Transportkosten
  • Lärm- und schmutzarmes Bauen
  • Effizientere Strategien für Planung und Vertrieb
  • Entgeltliche Modulrückgabe bei Änderungen

Die ökologischen Vorteile

  • Über 90% des Stoffvolumens bleiben bei Änderungen im Stoffkreislauf erhalten
  • 80% des Stoffvolumens stammen aus Quellen nachwachsender Ressourcen
  • Am Ende des Modularrecycling ein im Vergl. energiegeringes Stoffrecycling
  • entscheidend verbesserte Energie- und Stoffbilanz
  • Das Modularrecycling – unabdingbar in einer zukünftigen Güterversorgung

Die Prämissen

  • Gewerkeübergreifende Betriebsstruktur
  • Betriebsstruktur mit internalisierter Planung
  • Effiziente EDV-Betriebwirschaft
  • Adäquat-spezifische Betriebsteile für Kreislaufbetrieb
  • Machbarkeit im bestehenden Handwerksrecht
  • Machbarkeit im bestehenden Baurecht
  • Keine konventionelle Bankenfinanzierung
  • Erneuerbarkeit der Module
  • Stapelbarkeit der Module
  • Kreislauffähigkeit der Module
  • Intelligenzeigenschaft (mit möglichst wenig Modularten hohe Flexibilität)
  • großes noch ausschöpfbares Entwicklungspotenzial
  • Anfangsfinanzierung über Pionierinvestoren attraktiv
  • Machbarkeit – marktwirtschaftlich systemkonform

Kurze themenzentrierte Erläuterungen zu Vorteilen und Prämissen.

  • Bürobau im Kreislauf langlebiger Module – Ökologie und Ökonomie im Gleichschritt
  • Überlegene Produktqualität gegenüber konventionellen Büros
  • Wandlungsflexibilität in Grundriss-, Technik und Ambiente – unabdingbar im Mietermarkt
  • Höhere Stoffkosten – niedrige Gesamtkosten bei Herstellung und insbesondere Umbau
  • Effizientere Planung und Vermietung
  • Die ökologische Vorteile des Modularrecycling – die Arche Noah in die Zukunft
  • Es gäbe für das Modularrecycling keine Prämissen, die nicht zu erfüllen wären?
  • Wie wird sich der Schwenk in das Modularrecycling marktwirtschaftlich organisieren?

Bürobau im Kreislauf langlebiger Module
Ökologie und Ökonomie im Gleichschritt

Für das Modularrecycling sind nur Stoffe geeignet, die es erlauben, die Module nach Gebrauch wieder zu erneuern. Die für eine Erneuerung besonders im Fokus stehenden Moduleigenschaften sind die Oberfläche und die Form- und Konsistenz-Stabilität des Korpus. Für eine nachhaltige Stabilität der Form und Konsistenz der Stoffe sind bestimmte Mineral- und Holzfaserstoffe geeignet, die eine endlose Kette von Einsätzen erlauben würden. Für die Oberfläche sind Holzfurniere, Tapezier- und/oder Anstrichflächen geeignet, die mit adäquaten handwerklichen Verfahren auffrischbar und gfs auch komplett erneuerbar wären.
Tendenziell kämen beim Korpus wie bei den Oberflächen natürliche Rohstoffe zur Anwendung. Sie sind (im Gegensatz zu Kunststoffen) gut bearbeitbar, bringen wettbewerblich positive Effekte ins Ambiente (Edelholzfurniere, Natustein) und würden letztlich auch stoffrecyclebar sein, dann, wenn die Möglichkeiten des Modularrecycling ausgeschöpft sind. Schließlich stammen die Rohstoffe der Module zu 80-90% aus Quellen nachwachsender Stoffe. Damit würde das Produkt nicht nur für das gegenwärtige Problem der Stoffknappheit von Bedeutung sein, es würde auch schon seinen Platz eingenommen haben in einem Zukunftsmodell des Bauens, in dem die Rohstoffe überwiegend dann nur noch aus dem Recycling und den Quellen nachwachsender Stoffe bezogen werden könnten.

Überlegene Produktqualität gegenüber konventionellen Büros (der langen Flure, 90°-Arbeitsboxen)
Die für die Modul-Erneuerung geeigneten Natur-Baustoffe heben zuglich auch das Ambiente. Durch die versteckt liegenden Verbindungstechniken entsteht nicht der Eindruck von Messebau. Durch eine intelligente Modulrasterung ergibt sich die Möglichkeit zu lebendigen Wandverläufen, zur optischen und funktionalen Nischenbildung und insbesondere zur Optimierung der Flächenproduktivitäten entsprechend den betriebsanalytischen spezifischen quantitativen und qualitativen Anforderungen an die Arbeits- und Verkehrsflächen eines Büros. Durch zwei wahlweise Wandmodultypen (Voll- und Rahmenwandmodul) kann die Transparenz in der gesamten Bürofläche nach Bedarf gesteuert werden. Gegenüber dem konventionellen Büro (lange Flure, 90°-Arbeitsboxen, starre Gipskartonkultur) kann durch Wahl der Module das Erscheinungsbild des Büros vom konventionell erscheinenden Büro bis zum Edelbüro gesteuert werden. Das Modulbüro wäre schon ein Edelbüro in einer Standartversion im Kostenbereich des konventionellen Standartbüros.

Wandlungsflexibilität in Grundriss-, Technikausstattung und Ambiente unabdingbar im Mietermarkt
Die Eigenschaft der räumlichen, technischen und optischen Wandlungsflexibilität ist eine unabdingbar notwendige Voraussetzung für die in Mietermärkten erforderlichen Qualitätsmarktstrategien. In Mietermärkten hat der Mieter das Sagen. Die Präferenzenprofile divergieren und steigen im Niveau. Der Anbieter muss die Produktstruktur an die am Markt wirksamen Präferenzenprofile der Nachfrager anzupassen suchen. Tut er es nicht, droht Leerstand. Solche Anpassungen gelingen nur mit modultechnischen Bürobaukonzepten. Mit starren Gipskartonbüros des konventionellen Bürobaus besteht allenfalls beim Ersteinbau eine gewisse Möglichkeit, sich an die mieterseitig gewünschten Grundrisse, Technikausstattungen und Ambiente anzupassen. Spätere Anpassungen bei fest eingebauten Büros sind nichts anderes als partieller Abriss vor Ablauf der Kapitalbindefristen, die für den vollständigen Rückfluss des Kapitals aus der ursprünglichen Investition eigentlich erforderlich wären. Es geht bei partiellen Änderungen fest eingebauter Büros aber nicht nur Kapital verloren, es muss auch neues frisches Kapital eingesetzt werden, um nicht das Kapital der gesamten Immobilie in Gefahr zu bringen. Ginge es nur um Kapitalverluste, so könnte es als Strafgeld für mangelnde Flexibilität des Büroanbieters angesehen und hingenommen werden. Es geht jedoch auch um die mit partiellen Umbauten verbundenen exorbitanten Verluste an Roh- und Energiestoffe, die dann im gesamtgesellschaftlichen Kontext nicht mehr hingenommen werden können. Der wandlungsflexible Bürobau im Modularrecycling vermeidet die Kapital- und die Stoffverluste nahezu ganz, so dass es dazu keine Alternative gibt.

Höhere Stoffkosten – niedrige Gesamtkosten bei Herstellung und insbesondere Umbau
Die Materialkosten würden im Modularrecycling durch die höheren Stoffqualitäten (MDF, Edelhölzer, Naturstein, Glas u.a.) höher liegen als beim konventionellem Bürobau. Diese würden aber durch die Nutzung der Rationalisierungsreserven im Modularrecycling mindestens auf das Niveau kompensiert werden, auf dem auch die konventionell gebauten Büros liegen. Schon bei der Erstherstellung liegt das Preis-Leistungsverhältnis deutlich günstiger als beim konventionellen Bürobau. Nochmals deutlich niedriger würde man die Bürobaukosten in einem funktionierenden Modularrecycling erwarten dürfen, da in den Kreisläufen statt der hohem Herstell- und Stoffkosten dann nur noch die Kosten der Aufarbeitung der Module und der kreislaufspezifischen Betriebsaufwendungen (Logistik, Anlagen, Spezialpersonal) anfallen würden. Büroinvestoren von Bürosystemen im funktionierenden Modularrecycling wären besser geschützt gegen künftige Preissteigerungen bei den Rohstoffen.
Die Kostenkompensation der vergleichsweise höheren Stoffkosten erfolgt im Modularrecycling durch (1.) eine extensive Ausnutzung der Kostendegressionseffekte bei der Modulherstellung, durch (2.) Wegfall der aufwendigen Vorortfertigung, die durch nur noch Montage ersetzt würde, des weiteren durch (3.) den allgewerkebetriebsbedingten Wegfall der sachlich-zeitlichen Koordinations-Schnittstellen zwischen den Gewerken und schließlich auch durch (4.) die verringerten Transportkosten. Auf der Kundenseite fallen weitre bauzeitbedingte Kosten weg (5.), da durch die kurzen Montagezeiten (gegenüber der Vorortfertigung) es zu früher einsetzenden Mieten und/oder Umsätzen käme. In einer veränderten Kultur des Bauens im Sinne eines funktionierenden Modularrecyclings könnte der Büroinvestor mit einer weiteren Kostenattraktion rechnen. Der „Kreislaufbetrieb“ wäre auf den Rücklauf der Module angewiesen, um hohen Rohstoffkosten zu entgehen. Das dürfte zwangsläufig dahin führen, dass ein Entgeld für zurückgegebene Module schon bei der Investition in Aussicht gestellt werden. Der Büroinvestor hätte zunächst die geringere Rückbau- statt Abrisskosten, anstelle der Entsorgungskosten bekäme er gar noch ein Rückgabeerlös. Die Aussicht auf ein Rückgabegeld würde zugleich dazu anreizen, mit den Modulen pfleglich umzugehen, was den ökologischen Zielen einer möglichst langen Stoffnutzung durch einen weitere Effekt entgegenkäme. Letztlich werden die Kosten von den Märkten bestimmt, so dass in einer Anfangsphase eines solchen Bauens die Kosten- und Erlösvorteile noch ganz den Pionieren zukämen, was ja auch um einer möglichst schnellen Verbreitung durch Nachahmer nur erwünscht ist.

Effizientere Planung und Vermietung
Funktionierende Bürokonzepte im Modularrecycling setzen ebenso wie der Allgewerke-Betrieb selbst eine vollständige EDV-Virtualisierung real ablaufender Baupresse voraus. Die Module des Bürosystems sind bis zur letzten Schraube in EDV-Dateien abgelegt. Die Planung eines modularen Büros in Grundriss, Technikausstattung und Ambiente erfolgt am Bildschirm. Dabei werden nur Bauteile verwendet, deren Entwicklung als vorläufig abgeschlossen gelten und als Layer im Modularchiven abgelegt sind. Daher ist ein komplettes Büro in vergleichsweise exorbitant kurzen Zeiten in seinen 3 Eigenschaftsdimensionen (Raumstruktur, Technikstruktur, Ambiente) am Bildschirm bis zur fotoechten dreidimensionalen Darstellung abrufbar. Durch die im modulartechnischen Bauen zwangsläufig gegebene EDV-Virtualisierung wird die Effizienz der Planung und des Vertriebs quantenhaft verbessert – zudem zu Kosten, die im Vergleich zur Einwegbau-Denke (hochgradiger Gewerkedifferenzierung, externalisierte Planung) nahezu verschwinden. Im Mehrwegbauen verschmelzen die Planung- und die Steuerung der Bauprozesse in ihrer sach- und zeitparallel ablaufenden EDV-Virtualisierung (Gewerkeintegration, internalisierte Planung). Die EDV-Planung eines gewerkekompletten modularen Büros berechnet im Hintergrund aus den hinterlegten Moduleigenschaften zugleich auch die ökonomisch relevanten Baukosten, Bauzeiten und die ökologisch relevanten MIPS (Materialintensität je Serviceeinheit), so dass bei der Zusammenstellung eines Büros aus Modulen diese entscheidungsrelevanten Daten in jedem Stadium der Planung abrufbar sind. Der Mietinteressent kann am Bildschirm mitwirken, was ihn in die Lage eines Bauherrn bringt. Dadurch wird seine Akzeptanz für ein bestimmtes vakantes Büro im Anmietprozess entscheidend erhöht. Wenn der Interessent danach in das zur Vermietung anstehende Büro geführt wird, stellt er entweder fest „das ist ja so, wie „wir“ es geplant haben“ oder er stellt fest „das ist zwar nicht so, wie wir es geplant haben, aber sie ändern uns das ja“. Der eigentliche Anmietprozess findet am Bildschirm statt. Durch die 1:1 Virtualisierung, ohne die das Bauen im Modularrecycling gar nicht stattfinden könnte, bleibt das Produkt in seinem gesamten Lebenszyklus im Fokus. Somit sind auch die gfs. späteren mieterseits gewünschten Bauänderungen ebenso gut plan-, berechen- und ausführbar. Auch die Aussicht darauf, in einer erstausgewählten räumlich, technisch, optischen Bürostruktur nicht zu sehr festgelegt zu sein, erhöht die Akzeptanz bei der Anmietentscheidung.

Die ökologische Vorteile
Arche Noah in die Zukunft

Bei gegebener Erneuerungsfähigkeit der Module (Formstabilität, Stoffkonsistenz, Oberflächenmobilität) könnten in einem funktionierenden Modularrecycling (Kreislaufbetrieb, modulintelligentes Produktkonzept) 80-100% der in den Modulen enthaltenen Rohstoffe immer wieder in neue Nutzungsfasen transferiert werden, je nach Standard- bzw Individualitätsgrad der Modulkomponenten. Bei nur 2-maligem Einsatz hätte sich der Stoffaufwand für 2 Bürobauten schon nahezu halbiert – woraus sofort ersichtlich ist, welche Einspareffekte bei Mehrfachnutzung sich beim Stoff- und Energieverbrauch in dieser Art des Bauens einstellen könnten, das zugleich dann auch das ökonomisch ertragreicher Bauen gegenüber dem konventionellen Bürobau der starren Gipskultur mit langen Fluren und 90°-Arbeitsboxen wäre. Und da der exorbitant problemäumende Effekt eines Bürobaus im Modularrecycling ebenso in der ökonomischen wie in der ökologischen Dimension eintreten würde, wäre das nicht nur der richtige Weg in das Zukunftsmodell, man würde auf diesem Weg auch schnell voran kommen können.
Wie könnte überhaupt ein Zukunftsmodell des Bauens aussehen – dann, wenn die Rohstoffe soweit abgebaut sind, dass ihre Preise den Verbau in die Massenprodukte (für 9 Mrd Menschen im Jahre 2050) nicht mehr zulassen würden. In dem Fall besteht nur die Möglichkeit, die Stoffe aus nachwachsenden Stoffen zu gewinnen und ihre Potenziale über veränderte Produkttechniken in einer veränderten Baukultur extensivst auszuschöpfen (Modular- und Stoffrecycling). Je früher der Paradigmenwechsel vom Einweg- in den Mehrwegbau gelingt, desto mehr Stoffpotenziale würden dem Mehrwegbau noch verbleiben, desto länger also könnten die Restlebenszeit der Restbestände zeitlich gestreckt werden, desto mehr Zeit bliebe für einen allmählicheren Übergang des Einweg- in das Mehrwegbau-Paradigma, desto weniger spektakulär und dramatisch würde sich dann auch der Paradigmenwechsel vollziehen müssen.

Die effizienteste Form einer nachhaltigen Stoffnutzung besteht im Modularrecycling, weil es vergleichsweise wenig Energie benötigt und zudem auch das gesamte Stoffvolumen für den Einsatz in einem nächsten Produkt erhält. Die neben dem Modularrecycling zweite tragende Säule wäre das reine Stoffrecycling, das das Modularrecycling in einer ganz außen angelegten Stoffstraße umgibt. In diesem ganz außen kreisenden Stoffstrom würden die Module des Modularrecycling dann eingehen, wenn nach vielen Einsätzen die Erneuerungsfähigkeit nicht mehr gegeben wäre, wenn die Module irreparabel beschädigt wären oder wenn sie in einem veränderten Produktdesigns nicht mehr verwendbar wären. Die dritte tragende Säule wäre die Energietechnik, die sich von den knappen fossilen Energieträgern gelöst hätte und auf unerschöpflich vorhandene Energiequellen (Sonne, Wind, Wasser, Bio u.a.) umgestiegen wäre. Fehlte einer dieser tragenden Säulen einer künftigen nachhaltigen Stoffnutzung, so wäre ein Zukunftsmodell der Wirtschaft rational nicht denkbar. In diesem Versorgungsmodell würde sich dann auch über die Verlängerung der Lebensdauer der Stoffe die Möglichkeit ergeben, die Verbrauchsraten der Stoffe an den Wachstumsrhythmus der Nachwachsstoffe anzupassen. Neben der zeitlichen würde sich in diesem Versorgungsmodell auch eine sachliche Übereinstimmung einstellen, als das Modularrecycling vor allem Holzstoffe für die Erneuerungsfähigkeit der Module benötigt. Nicht zuletzt hätte sich in diesem Versorgungsmodell auch das Umweltthema reduziert auf die verbleibende Aufgabe, die Schäden aus einer Zeit zu reparieren, in der die Menschen nur damit beschäftigt zu sein schienen, Natur in Müll zu verwandeln. Vielleicht würde dann die Natur mit ihren Selbstheilungskräften helfen, wenn man mit ihr in diesem Versorgungsmodel wieder mehr im Einklang stünde. Und auch der liebe Gott würde sich einem solchen Versorgungsmodell auch wieder besser verstanden wissen, der den Menschen gebot, sich die Erde untertan zu machen, nicht sie zu vernichten.

Es gäbe für das Modularrecycling keine Prämissen, die nicht zu erfüllen wären?
Das deutsche Bauen ist hoch reglementiert. Die Regeln haben den Neubau im Fokus und nicht ein Bauen, dass sich mit bereits Gebautem befasst. Die auf den Neubau geeichten baurechtlichen Vorschriften wirken sich regressiv auf die Bauentwicklung im Bestand aus. Gäbe es nicht die Bestandsschutznorm, müsste ein Großteil des historischen Baubestands abgerissen werden. Das käme zwar der Bauindustrie entgegen, würde aber im Kontext mit den gesellschaftlichen ökonomischen und ökologischen Zielen zu noch mehr Schäden führen, als ohnehin das flächenmehrende Bauen inzwischen schon angerichtet hat (Finanz- via Immobilienkrise).

Gleichwohl wurden für die beiden Prototypen in Dortmund des (für den Bestandsbau geeigneten) Baubetriebs und des modularkonzipierten Innenausbaus Wege gefunden, um sie hinreichend in bestehendes deutsches Bau- und Handwerksrecht einzupassen. Es gibt keine Prämissen für das gewerkeübergreifende Bauen mit internalisierter Planung und für das modulare Bauen, die nicht zu erfüllen wären. Und wenn bei den für das modulare Bauen neuentwickelten Bauteile eigene Zertifizierungen vorliegen, wird diesem Bauen keine Besitzstands-Bedenken (bei Standesorganisationen, Banken, Ämtern) mehr entgegen stehen können.

Wie wird sich der Schwenk in das Modularrecycling marktwirtschaftlich organisieren können?
Je höher der Verdienst und je besser die Stellung im Wettbewerb, desto schneller und erfolgreicher ist auch der Marktgang eines neuen Produktes. Da beim Modularbüro die Überlegenheit beider Prämissen (Verdienst, Vorsprung im Qualitäts- und Betriebsformenwettbewerb) gegenüber dem konventionellen Bürobau signifikant gegeben ist, sollte von einem ebenso ertragreichen wie schnellen Marktgang ausgegangen werden können.
Allerdings ist mit dem erfolgreichen Marktgang nicht zugleich auch ein Modularrecycling schon angelegt. Hierzu bedarf es auch wieder adäquater ökonomischer Anreize wie bei aller marktwirtschaftlicher Eigendynamik. Diese sind für das Modularrecycling dann gegeben, wenn die Kosten für die Rückholung (bei Bauänderungen) und die Erneuerung (Auffrischung, Aufarbeitung) unter den Kosten für die Neuherstellung liegen. In einer genauen Kostenvergleichsanalyse würde sich zeigen, dass lediglich die Kosten für die Kalibrierung der partiellen Moduloberfläche mit den Stoff- und Herstellkosten des Modulkorpus zu vergleichen wären, was auch schon bei geringsten Stoffkosten zum Modularrecycling führen müsste – umso mehr, wenn dann noch von hohen und in der Zukunft steigenden Stoffkosten auszugehen ist.

Prototyp

Kurzer Überblick der Büroentwicklung
Im Gewerbepark Defdahl wurde der Prototyp eines gewerkekompletten modularen Büros entwickelt.
Nachdem ein erstes Büro in konventioneller Gipskartonbauweise gebaut wurde, wurden die folgenden 38 Büroeinheiten in Größen zwischen 50 und 620 qm bis zur Vollvermietung des Büroparks ausschließlich in einer modularen Bauweise erstellt. Da von Beginn an auch erklärtes Ziel war, bei späteren mietergewünschten baulichen Änderungen die Module rückbauen und wieder verwenden zu können, mussten die zur Verwendung kommenden Baustoffe und die Verbindungstechniken entsprechende Eigenschaften haben. Die Verbindungstechniken mussten lösbar sein, und es mussten Verbindungstechniken und die Module so gewählt und entwickelt werden, dass keine Verbindungstechnik vom Nutzer wahrnehmbar sein sollte. Die zur Verwendung kommenden Baustoffe mussten vor allem die Eigenschaft haben, dass man sie gfs aufarbeiten können musste, um sie wieder verwenden zu können. Für die ersten Büros wurde Eiche-Stammholz verwendet, dass u.a. wegen fehlender Formstabilität später durch MDF (mitteldichte Faserplatte) ersetzt wurde. In der letzter Entwicklungsstufe, in der die letzten 15 Büros gebaut wurden, bestand rund 80% des gesamten Stoffvolumens aus MDF. In der letzten Fertigungsserie der 15 Büros wurde auch ein Hohlbodensystem aus MDF-Platten ergänzt, dass den teureren, nicht rückbaubaren und auch in den funktionalen Eigenschaften nicht sehr befriedigenden Estrichhohlboden ersetzen sollte. Als Plattierung der WC-Anlagen wurden 60/30/1 Marmorplatten verwendet, die auf die glatten MDF-Wanduntergründe fugendicht geschraubt wurden.

Eine intelligente konstruktive Modulstruktur musste gefunden werden
Die besondere Anforderung an das Modularkonzept bestand in seiner konstruktiven Struktur. Die Dimensionen der Modulelemente mussten einerseits gut integrier- und kombinierfähig und zugleich austauschbar sein. Das Primärziel einer jeden Modulartechnik ist, mit möglichst wenig Modulelementen eine höchst mögliche Variabilität des Moduls zu erreichen und mit möglichst wenig Modularten eine höchstmögliche Produktvielfalt zu erzielen. In der Kombinationsbreite der Elemente zu unterschiedlichen Modulen ergeben sich durch entsprechende Kombinationen eine große Zahl von unterschiedlichsten Möglichkeiten, die ein großes Kreativpotenzial bieten, für unterschiedlichste Wandverläufe und Wandstrukturen, Technikausstattungen und Ambienteversionen.

Unabhängige Erfüllbarkeit der 3 mieterseitigen Wünsche bezüglich Grundriss, Technik, Ambiente
Ein wandlungsflexibler modultechnischer Innenausbau für Büroflächen muss sich auf die drei wesentlichen (einzigen) Qualitätsdimensionen (Grundriss, Technik, Ambiente) unabhängig voneinander ausrichten können. Um einen Arbeitsplatz mit entsprechenden technischen Anforderungen zu verlegen, müssen Kabel rückgebaut und neu verlegt werden können, ohne das dabei Decken, Wandoberflächen oder gar Wände zerstört werden. Insbesondere muss der zerstörungsfreie Kabeldurchgang in den Türbereichen gewährleistet bleiben. Eine allenfalls marginale Zerstörung wird erforderlich bei der Installation der Dosen. Allerdings können in die Bodenmodule wie auch in die unteren Zwischenelemente (zwischen den Seitenelementen) der Wandmodule mit geeigneten Werkzeugen ebenso schnell die Löcher für Dosen und Container eingefügt werden wie auch wieder geschlossen werden. Es bestünde auch in einer späteren Entwicklungsphase sicher die Möglichkeit, die Boden und Wandelemente mit einer entsprechenden Bestückung nur auszutauschen. Die Tür- und Wandmodule sind in der Rasterung so aufeinander abgestimmt, dass es lediglich des Austauschs von 3 Wandelementen bedarf. Die partiellen flurseitigen Dekorflächen können mit entsprechend entwickelten Werkzeugen in kurzer Zeit ausgetauscht werden (von Eiche Dunkel auf Esche weiß z.B.).

Test zur Marktreife bestanden mehr Marktakzeptanz, mehr Verdienst im Vergleich zum konventionellen Bürobau
Bei dem Einbau der letzten 15 Büroeinheiten sollte entschieden werden, ob dieses Produkt nach der Fertigstellung des Büroparks im Defdahl an den Markt gehen sollte, was sich nahe legte nicht nur durch di hohe Akzeptanz bei den Mietern aus dem Dortmunder Büroflächenmarktes, sondern auch durch 3 externe Anfragen. Im Zuge der Marktvorbereitung wurden diverse Tests bezüglich der Baukosten und der Bauzeiten bei verschiedenen Fertigungsphasen des Ersteinbaus und bei Änderungen durchgeführt. Von den sämtlichen 15 Büros der letzten Einbauserie wurden die aufgewendeten Materialien und die aufgewendeten Stunden je Büro genau nachgehalten, differenziert nach Herstellung und Montage der Module. Obwohl bei den ablaufenden Bürobaustellen noch eine Menge an Zeit aufgewendet wurde, um Fertigungsschritte zu optimieren und obwohl überall noch Verbesserungsreserven evident waren, wurden nachher für die 15 Büros die Gesamtkosten je qm zwischen 720 und 1232,00 DM/qm ermittelt. Die Kosten lagen damit deutlich unter den Kosten konventioneller Bürobauten. In diesen Kosten waren enthalten die kompletten WC-Anlagen, die Einbauschränke und die Küchenbars. Es waren enthalten die Tapezierungen mit Glasvlies und die Oberböden und bei 7 Büros auch die EIB-Technik (Bustechnologie) anstelle der konventionellen Elektro-Technik.

Noch großes Entwicklungspotenzial
In dem erreichten Entwicklungsstatus in der letzten Einbauserie hatte das Büro schon eine gute marktfähige Produktreife. Gleichwohl war aber auch sichtbar, dass das Bürosystem erst den Einstieg in ein noch großes Entwicklungspotenzial gerade mal hinter sich hatte. Große Reserven stecken noch in den Verbindungstechniken, in den Fertigungs-, den Verlege- und Transporttechniken. Durch die Zusammenstellung sogenannter A-Teams (Allgewerke-Teams) sollten mobile Monatageteams entwickelt werden, die entsprechend zu schulen und einzuüben sind.